Geheime Codewörter in der Pilotensprache

Fachjargons gibt es in vielen Branchen - so auch in der Luftfahrt. Da aus verschiedensten Gründen oftmals nicht gewünscht wird, dass Passagiere die wahre Bedeutung der Kommunikation zwischen den Piloten und dem Bordpersonal erfahren, gibt es zahlreiche geheime Codewörter. In diesem Fall spricht man von der sogenannten Pilotensprache oder Fliegersprache.

Bei Gewitter fliegen

Warum ein „Deadhead“ weniger gruselig ist, als Jim Wilson.

Viele Fluggäste, die sich auf den Weg in den lang ersehnten Urlaub machen, träumen unterwegs von Sonne, Palmen und Meeresrauschen. Das Wissen, gemeinsam mit einer Leiche im Flugzeug unterwegs zu sein, könnte die Passagiere jedoch durchaus aus ihrer guten Urlaubsstimmung reißen. Dabei passiert es gar nicht so selten, dass Flugsärge im Frachtraum untergebracht werden. Insgesamt werden pro Jahr an die 50.000 Leichen mittels Flugzeug überstellt. Besonders viele Leichentransporte heben von Schiphol ab. Der größte niederländische Flughafen, hat aus diesem Grund sogar eine eigene Leichenhalle, in der die rund 2.000 toten Passagiere, die pro Jahr den Flughafen von Amsterdam erreichen oder verlassen, optimal aufbewahrt werden können.

Wer oder was ist Jim Wilson?

Verpackt sind die sterblichen Überreste in speziellen Behältern, die am Rand mit Eis befüllt sind. Dadurch soll unterwegs der Verwesungsprozess verzögert werden. Die Spezial-Transportboxen tragen den Namen „Jim Wilson“, aus dem sich auch das Codewort für eine Leiche an Bord ableiten lässt. Unterhält sich das Flugpersonal mancher Fluglinien also über einen Jim Wilson, dann kann es durchaus möglich sein, dass man gerade dabei ist, die Reise zusammen mit einer Leiche anzutreten. Panik ist in diesem Fall aber nicht notwendig, zumal sich die menschlichen Überreste ja gut verpackt im Frachtraum des Flugzeuges befinden. Auch werden die meisten Leichentransporte im Normalfall nicht in Urlaubs- sondern in Frachtmaschinen durchgeführt. Zudem besteht auch immer noch die Möglichkeit, dass einer der lebenden Mitreisenden tatsächlich den nicht ganz seltenen Namen Jim Wilson trägt.

Keine Angst vor dem Deadhead

Weniger schlimm als es klingt, ist es, wenn man mit einem Deadhead an Bord reist. Fällt dieses Wort im Flugzeug, kann man sich beruhigt zurücklehnen und sich Tomatensaft und Cracker weiter schmecken lassen. Der Code signalisiert nämlich nicht, dass ein Toter mit dem Flugzeug transportiert wird. Deadhead bedeutet vielmehr, dass sich ein Mitglied der Flugbesatzung, welches erst an einem anderen Ort eingesetzt wird, als Passagier mit an Bord befindet.

Die völlig andere Bedeutung von HR

Während die meisten Menschen unter „HR“ vermutlich die Abkürzung für „Human Resources“ verstehen werden, kennt die Crew einiger Fluglinien diesen Begriff als Kurzform für „human remains“ – oder ins Deutsche übersetzt „menschliche Überreste“. Schnappt man bei einem Gespräch der Flugbegleiter dieses Kürzel auf, ist daher eher nicht damit zu rechnen, dass sich die Mannschaft gerade über den Produktionsfaktor Arbeit und Personal unterhält.

Nicht jeder Hugo ist ein Cocktail

Nicht nur der Begriff HR kann unterschiedlich verwendet werden. Auch der seit Jahren gerne getrunkene „Hugo“ – eine erfrischender Cocktail gemixt aus aus Prosecco, Holunderblüten-Sirup, frischer Minze und Mineralwasser garniert mit Eiswürfeln und frischer Zitrone – erfährt in Flugkreisen eine völlig andere, weitaus weniger positiv besetzte Bedeutung. Berufspilot Patrick Biedenkapp hat Travelbook (einem der größten Online-Reisemagazine Deutschlands) verraten, dass auch dieses Wort für einen Leichentransport genutzt wird. Mit Hugo wird aber nicht nur ein Toter im Frachtraum, sondern auch ein während des Fluges verstorbener Passagier bezeichnet. Die Abkürzung „Hugo“ steht dabei für „Heute unerwartet gestorbenes Objekt“ oder auch für „human gone“.

Lese-Tipp

Grundsätzlich muss natürlich angemerkt werden, dass nicht alle Fluglinien die gleichen Codewörter nutzen. Wer sich generell für die Pilotensprache oder verschiedenste Abläufe des Flugverkehrs interessiert, dem sei das Buch "Cockpit Confidental" empfohlen. In diesem erklärt der Pilot Patrick Smith alles was man über die Luftfahrt wissen muss – diverse geheime Codewörter inklusive.

Es ist daher völlig unerheblich, ob man mit Billigairlines oder mit einer anderen Fluglinie unterwegs ist, die Pilotensprache ist quer durch gleich bzw. werden für ähnliche Sachverhalte grundsätzlich unterschiedliche Begriffe verwendet.

Übrigens, Codesharing ist etwas ganz anderes:

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